Das kleine Uhren-ABC

Alles rund um die Uhr

a/h: Die Einheit, in der Uhrenkenner die Tickfrequenz einer *Unruh messen. «Alternances par heure» sind die Halbschwingungen, die eine Unruh in einer Stunde vollführt. Besonders flinke Uhren ticken heute mit 28'800 a/h, das heisst, sie machen in einer Stunde 14'400 mal «tick» und genauso oft «tack». Um auf die Schwingungszahl in Hertz zu kommen, dividiere man den Wert durch 7'200.

 

Automatic: Geniale Einrichtung, die der Uhrmacher John Harwood von der Isle of Man den Schweizern in den zwanziger Jahren vergeblich zu verkaufen suchte. Weder er noch die Schweizer Uhrenfabrikanten beachteten damals, dass ihnen der geniale jurassische Uhrmacher Abraham-Louis Perrelet um rund 140 Jahre zuvor gekommen war. Die Automatik nutzt die natürlichen Armbewegungen der*des Trägers*in, um das Uhrwerk am Leben zu erhalten und erübrigt das tägliche Aufziehen. Eine gewichtige Schwungmasse, der Rotor, zieht das Werk durch seine Drehbewegung auf. In jüngster Zeit bediente sich gar das durchs Mechanik-Revival in die Ecke getriebene Quarzwerk dieser Dynamo-Technologie.

 

Chronometer: Der Wortlaut bedeutet eigentlich einfach «Zeitmesser». Uhren mit diesem magischen Wort auf dem Zifferblatt haben jedoch den Ruf, besonders genau zu sein. Um diese Auszeichnung zu erlangen, muss das Werk zunächst vom Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres (C.O.S.C) auf seine Ganggenauigkeit geprüft und zertifiziert werden.

 

Chronograph: Armbanduhr mit Stoppfunktion. Erkennbar an meist grösserer Dicke, zwei Drückern und einer Vielzahl von Zeigern auf dem Zifferblatt ist der «Chrono» zum Statussymbol avanciert. Die wenigsten der meist männlichen Besitzer wissen, die Vielzahl von Funktionen zu nutzen.

 

Complication: Jede Armbanduhr, die mehr kann als Stunden, Minuten und Sekunden anzeigen. Treibt man die Uhrmacherkunst auf die Spitze, kommt dabei eine «Grande Complication» heraus. Diese glänzt mit Dingen wie dem *ewigen Kalender, einer *Repetier-Funktion, die auf Knopfdruck die Zeit akustisch bekannt gibt, oder nackten Figürchen, die zu bestimmten Zeiten ihr erotisches Treiben spieldosenhaft zum Besten geben.

 

Flyback: Eine Funktion, die gelegentlich bei *Chronographen zu finden ist. Mit einem Knopfdruck kann der laufende Sekundenzeiger auf Null gestellt werden, um von dort verzögerungsfrei seinen Lauf fortzusetzen. Die Funktion war einst besonders bei Piloten beliebt, weil sie ermöglichte, eine Reihe von genau getimten Abläufen hintereinander zu stoppen. Auf französisch heisst die Funktion «Retour en Vol».


Gangreserve: Französisch «réserve de marche» entspricht der Benzinuhr im Auto. Bei Automatik-Uhren zeigt sie an, wann wieder etwas Bewegung angesagt wäre.

 

Hemmung: Sie besteht aus der Unruh, dem Anker und dem Hemmrad. Gemeinsam sorgen die drei dafür, dass das Uhrwerk nicht einfach genauso schnell wieder abläuft, wie es aufgezogen wurde. Die Hemmung unterteilt die Zeit in gleich grosse Schritte und gibt das Räderwerk periodisch frei, um es sogleich wieder anzuhalten. Wie ein Pendelmechanismus bezieht auch die Hemmung ihre Energie aus der Aufzugsfeder. Die Gleichförmigkeit der Schwingungen sollte möglichst unabhängig von der Federspannung sein.

 

Kaliber: Ist eine Bezeichnung des verwendeten Uhrwerks. Da die Buchstaben und Zahlen von Firma zu Firma variieren und völlig uneinheitlich verwendet werden, besteht für Uneingeweihte wenig Hoffnung, sich damit zurechtzufinden. Trotzdem sollte man zumindest das Kaliber der eigenen Uhr in Erfahrung bringen, um ein wenig mitreden zu können.

 

Krone: Aktuell würde man vom «Interface» zwischen Benutzer und Uhr sprechen. Mit ihr wird das Uhrwerk manuell aufgezogen und gerichtet. Als sie noch nicht erfunden war, mussten selbst Taschenuhren mit dem Schlüssel aufgezogen werden.

 

Linie: Altes Uhrmachermass für den Durchmesser eines Werks. Entspricht 2,255 Millimetern.

 

Lünette: Der Metallring ums Glas herum. Bei vielen Männeruhren sind Lünetten mit einer Funktion versehen, wie etwa der drehbare Minutenring bei den Taucheruhren. Schmuckuhren nutzen die zusätzliche Fläche zum Besetzen mit Diamanten.

 

Manufaktur: Ein Hersteller mit sehr grosser Fertigungstiefe. Wichtigstes Kriterium für die Bezeichnung sind Uhrwerke aus eigener Fertigung.

 

Rattrappante: Klingt rassiger als die deutsche Bezeichnung «Schleppzeiger». Gemeint ist ein zweiter Sekundenzeiger, der es bei gewissen Chronographen ermöglicht, Zwischenzeiten zu nehmen. Dabei wird der Schleppzeiger angehalten, während sein Kollege munter weiter läuft. Ist die Zwischenzeit abgelesen, wird der Schleppzeiger erneut losgeschickt, um den Sekundenzeiger in Windeseile wieder einzuholen. Von schleppen kann da kaum die Rede sein.

 

Régulateur: Uhr deren zwei Hauptzeiger nicht dem selben Zentrum entspringen. Regulator-Uhren waren früher grosse Präzisionspendeluhren, auch Mutteruhren, die in Observatorien oder in Bahnhöfen als Referenz zum Abgleich anderer Uhren dienten. Die Zeiger waren entsprechend ihrer Wichtigkeit dimensioniert und auf dem Zifferblatt angeordnet. Der Minutenzeiger war stets der Grösste und zentral positioniert.

 

Répétition: Uhr, welche die Zeit per Knopfdruck akustisch bekannt gibt. Es wird der Mythos verbreitet, die Répétition sei für erblindete Kriegsversehrte entwickelt worden, als die Leuchtziffern noch nicht erfunden waren. Die aufwändige Mechanik lässt erahnen, dass damals nur wenige Veteranen in den Genuss der angenehm hellen Glockentöne kamen. Eine Verwandte der Répétition und ebenfalls eine Grande Complication ist die Sonnerie, die den Ablauf der Stunden unaufgefordert akustisch zum Besten gibt.

 

Skelettuhr: Das was übrigbleibt, wenn man ein Uhrwerke einem spezialisierten Graveur, dem Skeletteur, anvertraut. Der speckt alles Unnötige ab, bis das Werk wie ein filigranes Drahtgeflecht aussieht, versieht es mit zusätzlichen Gravuren und vergoldet das Ganze. Vergleichbar mit der Ästhetik gotischer Kirchenfenster.

 

Tachymeter: Mit manchen Chronographen kann man Geschwindigkeiten messen. Dazu braucht man eine Rennstrecke, auf der eine Distanz von einem Kilometer markiert ist. Passiert nun der Rennwagen, den man ebenfalls benötigt, die erste Markierung, startet man den Sekundenzeiger. Der Sekundenzeiger wird wieder gestoppt, wenn der Wagen die zweite Marke passiert hat, und siehe da, der Zeiger weist die gefahrene Geschwindigkeit auf. Funktioniert selbstverständlich auch mit anderen Einheiten wie Meilen, Fuss oder Ellen und ist damit ungemein universell.

 

Tourbillon: Die Ähnlichkeit mit «Turbo» kommt nicht von ungefähr, zaubert doch das Wort dem Uhrenkenner das selbe Glänzen in die Augen, wie es das andere beim Autonarren hervorzurufen pflegte, als man mit Pferdestärken noch beeindrucken konnte. Das Tourbillon ist eine findige mechanische Einrichtung, die etwaige negative Einflüsse der Erdanziehung auf die Ganggenauigkeit des Uhrwerks kompensieren soll. Die gesamte Hemmung bestehend aus Unruh, Anker und Hemmrad sind auf einem Drehgestell montiert, das sich in der Regel in einer Minute einmal um die eigene Achse dreht und so den Einfluss unterschiedlicher Lagen der Uhr neutralisiert. Die vom Tourbillon ausgehende Faszination liegt aber weniger in der damit erreichten Genauigkeit, als in der scheinbaren Unmöglichkeit, solch filigrane Gebilde überhaupt zu fertigen. Uhren mit Tourbillon stellen dieses auch fast ausnahmslos demonstrativ zur Schau.

 

Unruh: Das Herz der mechanischen Uhr entspricht in der Funktion dem Pendel der Standuhr. Kreiselartiges Gebilde, das mit Hilfe einer Spiralfeder in einer bestimmten Frequenz um seinen Ruhepunkt oszilliert und das Räderwerk mit jeder Auslenkung ein kleines Stückchen weiterdrehen lässt. Die Unruh ist allerdings, anders als das Herz, nicht der Motor der Uhr, sondern lediglich ihr Taktgeber. Die Energie bezieht das Uhrwerk aus der Spannung der Aufzugsfeder.

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Tipps vor dem Kauf einer Uhr
  • Uhren sind mehr als nur Accessoires – schliesslich werden die Zeitmesser nicht grundlos zu den Wertgegenständen gezählt.
  • Eine Uhr kann ein emotionales sowie rein rationelles Produkt sein, das in erster Linie gefallen und den Ansprüchen des Trägers entsprechen soll.
  • Überlegen Sie sich im Vorfeld, wofür Sie die Uhr verwenden wollen. Ein edles Stück für den Abend und zum Weggehen muss andere Kriterien erfüllen, als eine Alltagsuhr oder gar eine robuste Uhr für den Sport. Zudem gibt es heute ein grosses Angebot von Uhren mit Zusatzfunktionen.
  • Bei der Frage nach Genauigkeit und Zuverlässigkeit hat eine Quarzuhr auf jeden Fall die Nase vorn. Jedoch hat eine mechanische Uhr andere Reize (Optik und Technik) und meistens auch einen höheren Wert und Exklusivität. Bei den Männern erfreut sich heute eindeutig die mechanische Uhr der grössten Beliebtheit. Frauen schätzen die Tatsache, dass die Quarzuhr auch noch stimmt, wenn sie eine Woche lang nicht getragen wurde.
  • Denken Sie bei der Auswahl Ihrer neuen Uhr auch an die Wasserdichtigkeit – auch wenn Sie nicht vorhaben damit Tauchen oder Baden zu gehen (es gibt verschiedene Qualitätskriterien zur Wasserdichtheit). Der Knackpunkt bei der Wasserdichtigkeit ist dabei häufig die Krone: Achten Sie deshalb darauf, dass die Krone stabil befestigt ist und nicht wackelt oder sich beim Bewegen lockert.
  • Wenn der Uhrentyp erst einmal feststeht, geht es um Details. Zunächst muss sich die Uhr natürlich bequem tragen – ob einem Leder-, Metall- oder Silikon-Uhrenband der Vorzug zu geben ist, ist allerdings Geschmackssache. Die Metalle, aus denen hochwertige Uhren und Bänder gefertigt werden, sind heute hautfreundlich und antiallergen. Wer sehr empfindliche Haut hat, sollte jedoch zuerst einen Dermatologen konsultieren. Unbedenklich ist das sehr leichte Titan oder Keramik.
  • Auch Gewicht und Größe spielen hinsichtlich hinsichtlich Tragekomfort eine wichtige Rolle. Fühlt sich die Uhr beim Anprobieren unangenehm an, ist das ein Warnzeichen.
  • Die meisten Qualitätsuhren verfügen heute über kratzfeste Gläser und hochwertige Materialen, welche die Langlebigkeit des Produktes garantieren.
  • Sie sehen: Böse Überraschungen nach dem Uhrenkauf lassen sich leicht vermeiden, wenn Sie ein paar einfache Tipps beachten. Einige der genannten Probleme können Sie umgehen, wenn Sie Ihre neue Uhr bei einem Fachmann kaufen. Denn dort erhalten Sie qualitativ hochwertige Produkte angeboten, welche die wichtigsten qualitativen Kriterien erfüllen.
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Wann spricht man bei einer Uhrenfirma von einer Manufaktur?

Mechanischen Uhren wird nachgesagt, sie liefen ewig. So findet es jedermann selbstverständlich, dass die Uhr der Grosseltern immer noch einwandfrei funktioniert, wenn man sie aus der Schublade nimmt. Mechanische Uhren wie auch Quarzuhren bedürfen jedoch der regelmässigen Pflege und Wartung.

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